"Den Blick immer nach vorn richten"

Thomas Wissing de Freitas ist seit dem 1. April 2022 als Nachhaltigkeitsmanager bei Schmitz Cargobull tätig. Im Gespräch berichten sie über die Fortschritte und Herausforderungen für das Unternehmen.
Interview
Was sind Ihre Highlights bei den Nachhaltigkeits-Erfolgen?
Schweitzer: Wir haben Produkte auf den Markt gebracht, die einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Transformation unserer Branche leisten – unser vollelektrisches Kühlkoffer S.KOe COOL zum Beispiel, mit dem sich gekühlte Waren emissionsfrei transportieren lassen. Ein weiterer Meilenstein ist die Reduktion der Emissionen um 70 Prozent in Scope 1 und 2 seit Geschäftsjahr 2021/22. Unsere SBTi-validierten Net-Zero-Ziele gehört für mich auch dazu, sie ist unser klares Bekenntnis zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Und schließlich der Deutsche Nachhaltigkeitspreis 2025 im Bereich Mobilität und Logistik. Das ist eine Anerkennung, die mich und unser gesamtes Team mit Stolz erfüllt.
Sie müssen die Nachhaltigkeitsthemen im Unternehmen verankern. Wo liegen die größten Herausforderungen?
Wissing de Freitas: Bei dem breiten Spektrum an Themen ist es wichtig, klare Prioritäten zu setzen und sich auf die wesentlichen Aspekte zu konzentrieren. Vor dem Hintergrund der politischen großwetterlage, der regulatorischen Anforderungen und der auftretenden ökologisch-ökonomischen Zielkonflikte verliert die Nachhaltigkeit scheinbar an Stellenwert. Die aktuelle Herausforderung liegt darin, den Weg von Skepsis zu Zuversicht aufzuzeigen. Das gelingt, indem wir Kontext geben, Entwicklungen einordnen und den Menschen sichtbare Erfolge vor Augen führen. Nachhaltige Lösungen haben für uns meist ökonomische und ökologische Vorteile.
Was sind Ihre Ziele mit diesem dritten Nachhaltigkeitsbericht?
Wissing de Freitas: Die Berichtserstellung ist eine gute Gelegenheit, um den Status Quo zu erfassen. Während wir bisher nach GRI-Standard berichteten, erproben wir nun auf freiwilliger Basis den neuen EU-Standard für Nachhaltigkeitsberichterstattung. Das schlägt sich auch in der Berichtsstruktur nieder. Wir haben im Interesse verschiedener Stakeholder einen Mittelweg zwischen attraktiven Inhalten und Vorgaben des Standards gefunden. Es ist ein Vorteil, dass die Berichterstattungspflichten angepasst werden. Das wird sich auf zukünftige Berichte ganz konkret auswirken.
Wie ist Ihre Sicht auf die regulatorischen Entwicklungen?
Schweitzer: Firmen brauchen Leitplanken, entlang derer sie nachhaltig wirtschaften können. Die Leitplanken müssen so gut gemacht sein, dass die gewünschten Effekte effizient erzielt werden. In dieser Hinsicht sehen wir die EU-Verordnung VECTO für Trailer kritisch. Sie verlangt Zielvorgaben, durch die Auflieger weniger transport- und ressourceneffizient werden und bewirkt damit gegenteilige Effekte. Der Trailer emittiert – abgesehen vom Kühlgerät – keine CO2-Emissionen. Transport- und Ressourceneffizienz sind seit jeher Teil der Produktphilosophie in der Trailer-Branche und müssen nicht herbeireguliert werden.
Glauben Sie beim Blick auf die aktuell mit Skepsis geführte Diskussion noch an die Transformation?
Schweitzer: Wir sollten den Blick nach vorn in die Zukunft richten. Es gibt für mich keinen Zweifel an der Transformation. Sie ist im vollen Gange. Unsere Lieferanten investieren Millionenbeträge in neue Anlagen für die Stahlherstellung oder Beschichtung. Viele Kunden elektrifizieren ihre Flotte. Man muss sie einfach machen lassen und unterstützen, statt ihnen pauschal mit Misstrauen zu begegnen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Wissing de Freitas: Jedes elektrifizierte Fahrzeug, jede installierte PV-Anlage, jeder vermiedene Arbeitsunfall erzielt einen konkreten Impact. Diese Erfolge müssen wir uns immer wieder vor Augen führen und sollten sie auch feiern.
Schweitzer: Weniger Regulatorik und bessere Anreize wären gut. Das motiviert Unternehmen, nachhaltige Entscheidungen aus Überzeugung zu treffen. Dazu zählt eine planbare CO2-Bepreisung. Es ist wichtig, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Die Erfolge sollten uns ermutigen, mit Zuversicht an der nachhaltigen Transformation festzuhalten.